„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ (Tractatus, Wittgenstein)
Eine Performance, die auf verrückt verspielte Weise erkundet, wie sinnlich das Denken sein kann. Im Mittelpunkt steht der Flugingenieur, Dorfschullehrer, Soldat, Architekt, Philosoph und Sprachforscher Ludwig Wittgenstein – was für ein wunderbarer Name! Jeder seiner Gedanken ein Ton, jedes Ding ein Klang: Töne und Geräusche, die er mit seinem Bleistift, mit dem Papier, den Büchern und Gegenständen macht, sie werden eingefangen und in verstärkter rhythmischer Form durch Lautsprecher freigelassen. Projizierte Sätze, Bilder, Buchstaben blitzen auf, Wittgensteins Denkbewegungen werden nach und nach im Bühnenraum sinnlich erfahrbar gemacht. Sprache, Musik verwandelt sich in Aktion und Bild. Eine szenisch-musikalische Performance, die über die Ränder des Sagbaren hinausdrängt und die Lust am „Unsagbaren“ auskostet.
Mitwirkende: Raimund Schall (performance), Kai Littkopf (electronic, percussion), Joe Killi (sounds & strings), John Francis Harty (Stimme),
Yvonne Lötz (Raum & Kostüme), Regula Wyser (choreografische Beratung), Luiz Killi (Licht )
Eine Performance, die auf verrückt verspielte Weise erkundet, wie sinnlich das Denken sein kann. Im Mittelpunkt steht der Flugingenieur, Dorfschullehrer, Soldat, Architekt, Philosoph und Sprachforscher Ludwig Wittgenstein – was für ein wunderbarer Name! Jeder seiner Gedanken ein Ton, jedes Ding ein Klang: Töne und Geräusche, die er mit seinem Bleistift, mit dem Papier, den Büchern und Gegenständen macht, sie werden eingefangen und in verstärkter rhythmischer Form durch Lautsprecher freigelassen. Projizierte Sätze, Bilder, Buchstaben blitzen auf, Wittgensteins Denkbewegungen werden nach und nach im Bühnenraum sinnlich erfahrbar gemacht. Sprache, Musik verwandelt sich in Aktion und Bild. Eine szenisch-musikalische Performance, die über die Ränder des Sagbaren hinausdrängt und die Lust am „Unsagbaren“ auskostet.
Mitwirkende: Raimund Schall (performance), Kai Littkopf (electronic, percussion), Joe Killi (sounds & strings), John Francis Harty (Stimme),
Yvonne Lötz (Raum & Kostüme), Regula Wyser (choreografische Beratung), Luiz Killi (Licht )
Aufführungen:
01.07.2012 16:30 Premiere Theater am Martinstor, Freiburg
10./11./12./13./14.07.2012 20:30 Depot-K, Freiburg
05.10.2013 20:00 Salmen, Offenburg
11./12.10.2013 20:00 E-Werk, Freiburg
01.07.2012 16:30 Premiere Theater am Martinstor, Freiburg
10./11./12./13./14.07.2012 20:30 Depot-K, Freiburg
05.10.2013 20:00 Salmen, Offenburg
11./12.10.2013 20:00 E-Werk, Freiburg
Ludwig Josef Johann Wittgenstein
wird 1889 in Wien geboren. Sein Vater ist ein wohlhabender Großindustrieller, seine Mutter Musikerin. Das Palais Wittgenstein, ist ein Zentrum des kulturellen Lebens in Wien. Der ältere Bruder Paul wird Pianist, die anderen Geschwister malen oder dichten, nur Ludwig, der Jüngste, gilt als untalentiert.
Erst mit vier Jahren lernt er zu sprechen.
Um seinem Vater zu gefallen, studiert der junge Ludwig Wittgenstein Maschinenbau, zunächst in Berlin, dann in Manchester. Er forscht zur Aerodynamik, baut Drachen und Propeller. Bald reist er zu der 250 Kilometer entfernten Universität in Cambridge und läuft geradewegs in Bertrand Russells Philosophievorlesung. Dieser notierte dazu im Jahr 1911: »Nach der Vorlesung kam ein hitziger Deutscher, um mit mir zu streiten.« Wittgenstein lässt nicht locker. »Er folgte mir und redete bis zum Abendessen«, schreibt Russell.
Der »hitzige Deutsche« schreibt sich in Philosophie ein und arbeitet wie besessen. Wenn er nachts mit Problemen nicht weiterkommt, hämmert er beim Professor an die Wohnungstür. Professor Russell findet im jungen Wittgenstein einen Studenten, einen Ziehsohn – und seinen Meister. »Er hatte mich überzeugt, dass die Probleme der Logik zu schwer für mich waren«, schreibt er eines Tages.
Bevor seine Arbeit vollendet ist bricht er aus: Erst lebt er wie ein Einsiedler in Norwegen, dann meldet er sich als Soldat für sein Heimatland Österreich-Ungarn und zieht in den Ersten Weltkrieg. Noch in Kriegsgefangenschaft vollendet er sein Hauptwerk, den Tractatus Logico-Philosophicus. Seine These: Die logische Struktur von Sätzen zeigt die logische Form der Welt. »Alle Philosophie« sei also »Sprachkritik«.
Nach der Heimkehr 1919 will Ludwig vom Millionenerbe, das ihm zusteht, nichts wissen. Er führt ein einfaches Leben als Dorfschullehrer, als Gärtner, schließlich versucht er sich als Architekt. Sein Tractatus sorgt in der Zwischenzeit unter Philosophen für großes Aufsehen.
Russell will Wittgenstein unbedingt wieder an die Universität zurückholen. 1929, nach vielen Jahren der Überzeugungsarbeit, willigt Wittgenstein ein.
Aber bald hat er wiederum das Gefühl, er sei an der Universität lebendig begraben. 1947 wirft er zum zweiten Mal alles hin, um in der Einsamkeit zu arbeiten.
Zitate:
„Warum soll man die Wahrheit sagen, wenn es einem vorteilhafter ist zu lügen?“ Im Alter von acht, neun Jahren blieb ich im Haus vor einer Tür stehen, um darüber nachzudenken. Da ich keine zufriedenstellende Antwort fand, schloss ich, dass es unter solchen Umständen keine Schande sei zu lügen..
Um dieses Thema kreisten meine ersten philosophischen Überlegungen. Die Philosophie kam - könnte man sagen – zu mir, nicht ich zur Philosophie.
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt...
Was wir nicht denken können, das können wir nicht denken;
wir können nicht sagen, was wir nicht denken können...
Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems...
Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen...
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
(Tractatus)
Es drängte mich gegen die Grenzen der Sprache anzurennen:
Dieses Anrennen gegen die Wände unseres Käfigs ist aussichtslos. (Tagebuchnotiz)
video demo 10 min (by Raimund Schall & kijo)
Im Sommer 2012 trafen sich Raimund Schall, Joe Killi und Kai Littkopf, um innerhalb eines Monats den tractatus performusicus zu entwickeln und zur Aufführung zu bringen. Fotos und Texte von und über Wittgenstein wurden gesichtet, die Szenen entwickelt und die Musik dazu komponiert und Improvisationskonzepte entwickelt. Es wurden Videos und Spracheinspielungen erstellt und bearbeitet, sowie das Instrumentarium und die Technik für Musik und Live-Elektronik zusammengestellt.
In der ersten Szene ist ein Video zu sehen, projiziert auf die Fläche eines umgekippten Küchentisches, das ein philosophisches Gepräch über die Sprache zeigt, in dem der Protagonist schliesslich völlig den Faden verliert und abbricht. Auch das Video selbst scheint daraufhin aus dem Konzept zu geraten.
Daraufhin wird eine Küchen-Szenerie aufgestellt und es sind Klänge von Metallschüsseln und weiteren Metallgegenständen zu hören, die sich zur Musik weiterentwickeln, nachdem Wittgenstein davon berichtet, wie damals in der Familie musiziert wurde. Nachdem die Musiker die Bühne verlassen, sind die Klänge weiterhin zu hören und reichen in die nächste Szene hinein. Wittgenstein (Raimund Schal) berichtet aus seinem Leben und die Stimme aus dem Off (Zuspielung) übernimmt, während er mit Stift und Papier den auf die Bühne projizierten Bildern aus seinem Leben zu folgen versucht und dabei in Rage gerät.
Die Bücherreise in der nächsten Szene führt Wittgenstein schliesslich zu seinem Lehrer Mr. Russel. Verfremdete Bücher-und Papiergeräusche bilden den Klangteppich für den Weg auf den Büchern und die Bücher selbst lösen Klangwolken aus, wenn sie geworfen werden, um Wittgenstein aus seiner Versunkenheit zu holen.
Vertieft in seinen Büchern und Gedanken studiert Wittgenstein und gerät immer wieder in innere Konflikte, untermalt mit düsteren Soundscapes aus kreischendem Metall und Koto-Klängen. Schließlich schreit er einzelne Thesen aus seinem Tractatus laut heraus, durch ein Megaphon, begleitet durch schwere Bass-Sounds und schnelles Schlagzeug und der erste Weltkrieg tobt auf der Leinwand.
Während er über seinen Fuß philosophiert berichtet Mr. Russel von Wittgensteins Schwierigkeiten im Leben und mit der Liebe, begleitet von sanften Gitarren- und Rhodesklängen, die sich von einer ruhigen freien Improvisation ausgehend, zu einer Songstruktur entwickeln und dann mit dem Video vom Anfang, dem philosophischen Gespräch, quasi ein Trio bilden.
Wittgenstein erzählt von seinem Traum, in dem er sich auf dem elektrischen Stuhl sah. Die Kabel jedoch dienen als Instrumente, und das durch rhythmisches Berühren der Stecker ausgelöste Brummen, gefiltert durch ein Bass-Wahwah erinnert an Analogsynthesizer; das an ihm angeschlossene Kabel ist nur das Kabel zu seinem Mikrophon und ihm wird klar, dass kein Strom durch seinen Körper fließt.
Auf seinem Körper erscheint ein sich drehender Propeller, der mit dem crescendo der Propeller- und Motorengeräusche immer größer wird. Wittgensteins Rufe "the circuit doesn't pass through my body" erklingen fast wie eine Maschinenstimme, übertönt vom Motorenlärm und überdeckt durch den riesigen Propeller endet der Traum abrupt - und die Performance.
In der ersten Szene ist ein Video zu sehen, projiziert auf die Fläche eines umgekippten Küchentisches, das ein philosophisches Gepräch über die Sprache zeigt, in dem der Protagonist schliesslich völlig den Faden verliert und abbricht. Auch das Video selbst scheint daraufhin aus dem Konzept zu geraten.
Daraufhin wird eine Küchen-Szenerie aufgestellt und es sind Klänge von Metallschüsseln und weiteren Metallgegenständen zu hören, die sich zur Musik weiterentwickeln, nachdem Wittgenstein davon berichtet, wie damals in der Familie musiziert wurde. Nachdem die Musiker die Bühne verlassen, sind die Klänge weiterhin zu hören und reichen in die nächste Szene hinein. Wittgenstein (Raimund Schal) berichtet aus seinem Leben und die Stimme aus dem Off (Zuspielung) übernimmt, während er mit Stift und Papier den auf die Bühne projizierten Bildern aus seinem Leben zu folgen versucht und dabei in Rage gerät.
Die Bücherreise in der nächsten Szene führt Wittgenstein schliesslich zu seinem Lehrer Mr. Russel. Verfremdete Bücher-und Papiergeräusche bilden den Klangteppich für den Weg auf den Büchern und die Bücher selbst lösen Klangwolken aus, wenn sie geworfen werden, um Wittgenstein aus seiner Versunkenheit zu holen.
Vertieft in seinen Büchern und Gedanken studiert Wittgenstein und gerät immer wieder in innere Konflikte, untermalt mit düsteren Soundscapes aus kreischendem Metall und Koto-Klängen. Schließlich schreit er einzelne Thesen aus seinem Tractatus laut heraus, durch ein Megaphon, begleitet durch schwere Bass-Sounds und schnelles Schlagzeug und der erste Weltkrieg tobt auf der Leinwand.
Während er über seinen Fuß philosophiert berichtet Mr. Russel von Wittgensteins Schwierigkeiten im Leben und mit der Liebe, begleitet von sanften Gitarren- und Rhodesklängen, die sich von einer ruhigen freien Improvisation ausgehend, zu einer Songstruktur entwickeln und dann mit dem Video vom Anfang, dem philosophischen Gespräch, quasi ein Trio bilden.
Wittgenstein erzählt von seinem Traum, in dem er sich auf dem elektrischen Stuhl sah. Die Kabel jedoch dienen als Instrumente, und das durch rhythmisches Berühren der Stecker ausgelöste Brummen, gefiltert durch ein Bass-Wahwah erinnert an Analogsynthesizer; das an ihm angeschlossene Kabel ist nur das Kabel zu seinem Mikrophon und ihm wird klar, dass kein Strom durch seinen Körper fließt.
Auf seinem Körper erscheint ein sich drehender Propeller, der mit dem crescendo der Propeller- und Motorengeräusche immer größer wird. Wittgensteins Rufe "the circuit doesn't pass through my body" erklingen fast wie eine Maschinenstimme, übertönt vom Motorenlärm und überdeckt durch den riesigen Propeller endet der Traum abrupt - und die Performance.
Equipment:
E-Gitarre, E-Bass, Koto, Microkorg, Fender Amp, Oktaver, Digitaldelay, Wahwah, Bass-Wahwah, 2 Loopstations, 5 Kondensatormics, 2 Kontaktmics, Lavalier Mic, Snaredrum, Cajon, Crash- und Chinabecken, Hihat, Controllerkeyboard, Drumpads, Metallobjekte (Schüsseln, Spachtel, Profilblech, Dosenblech), 16-Kanal Mixer, 6-Kanal Mixer, Audiointerface, 2 Laptops, Beamer, Megafon, Melodica, 2 Tische, 3 Stühle, 20 Bücher